Zusammenfassung
Durch die Inhalation toxischer Gase kommt es in den meisten Fällen zu einer Reizung der Atemwege sowie zur Ausbildung eines Lungenödems – dosisabhängig kann dies bis zum Atemstillstand und Kreislaufversagen führen. Verschiedene Gase verursachen darüber hinausgehend weitere typische Symptome, die hier zusammengefasst sind.
Allgemein
- Gemeinsame Klinik der folgenden Gase: Reizung der Atemwege, Lungenödem
 - Therapie: Glucocorticoide per inhalationem
 
Fluorid und Fluorwasserstoff (Flusssäure)
- Eigenschaften: Farbloses, stechendes Gas mit ätzender Wirkung
 - Verwendung: Aluminiumindustrie, Glasherstellung
 -  Akute Toxizität 
- Übelkeit, Erbrechen
 - Bei oraler Aufnahme Ulzerationen der Schleimhaut, Diarrhö, blutiges Erbrechen
 
 -  Langfristige Folge: Fluorose 
- 
Zahnfluorose, Skelett-Fluorose mit Versteifung der Wirbelsäule  
- Verkalkung des Bandapparates
 - Unregelmäßige Knochenverdichtungen
 - Gelenkschmerzen
 
 
 - 
Zahnfluorose, Skelett-Fluorose mit Versteifung der Wirbelsäule  
 
Ozon (O3)
- Vorkommen
 -  Klinik 
- Kopfschmerzen
 - Reizung der Bindehäute → Konjunktivitis
 - Reizung der Atemwege
 - Husten und Dyspnoe
 - Allergisches Asthma
 - Evtl. toxisches Lungenödem
 
 
Phosgen
- Vorkommen: Unter anderem als Kampfgas (militärisch), Kunststoffindustrie
 - Klinik: Schweres Lungenödem auf dem Boden alveolärer Destruktion mit meist tödlicher Folge
 
Phosphorwasserstoff (Monophosphan)
- Eigenschaften: Geruchloses, brennbares, äußerst giftiges Gas
 - Verwendung: Schädlingsbekämpfung
 - Klinik: Lungenödem, Blutdruckabfall, Koma, Schlaganfall-artige Symptomatik
 
Radon (radioaktiv)
- Vorkommen: Uranbergbau
 - Klinik: Bronchial-/Lungenkarzinom („Schneeberger Krankheit“)
 
Schwefelwasserstoff (H2S)
- Vorkommen: Fäulnisvorgänge (z.B. Massentierhaltung)
 - Klinik 
- Lungenödem
 - Rascher Riechverlust
 - Hämoglobinzerstörung (Mechanismus unklar) → Gestörte Sauerstoffversorgung
 
 - Chronische Exposition: Hornhauttrübung, chronische Bronchitis
 
Nitrosegase
- Bestandteile: Gasgemisch aus Stickstoffmonoxid, Stickstoffdioxid, Distickstofftetroxid und Distickstofftrioxid
 -  Vorkommen 
- Herstellung von Salpetersäure und Schwefelsäure
 - In Getreide- und Futtermittelsilos
 - In Abgasen
 
 -  Klinik 
-  Reizungen und Verätzungen von 
- Augen
 - Nase und Atemwegen
 - Speiseröhre, Magenschleimhaut
 
 - Kopfschmerzen, Schwindel
 -  Toxisches Lungenödem: Nach einer beschwerdefreien Zeit von bis zu 24 Stunden kann es zu Dyspnoe, Hämoptysen, Zyanose und Herzversagen kommen 
-  Diagnostik 
- Röntgen-Thorax: Diffuse feinfleckige Verschattung im Sinne eines Lungenödems bereits vor einsetzender Klinik
 
 -  Therapie 
- Intensivmedizinische Betreuung und Überwachung (mind. 24 Stunden) des Patienten
 - Sedierung mit Benzodiazepinen
 - Verabreichung von Digitalis-Präparaten (Digitalisierung)
 
 - Prophylaxe
 
 -  Diagnostik 
 
 -  Reizungen und Verätzungen von 
 
Vinylchlorid
→ siehe Monochlorethylen (Vinylchlorid)
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
-  T59.-: Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches 
- Inklusive: Aerosol-Treibgase
 - Exklusive: Fluorchlorkohlenwasserstoffe (T53.5)
 - T59.0: Stickstoffoxide
 - T59.1: Schwefeldioxid
 - T59.2: Formaldehyd
 - T59.3: Tränengas
 - T59.4: Chlorgas
 - T59.5: Fluorgas und Fluorwasserstoff
 - T59.6: Schwefelwasserstoff
 - T59.7: Kohlendioxid
 - T59.8: Sonstige näher bezeichnete Gase, Dämpfe oder sonstiger näher bezeichneter Rauch
 - T59.9: Gase, Dämpfe oder Rauch, nicht näher bezeichnet
 
 
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.