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Juvenile idiopathische Arthritis

Letzte Aktualisierung: 15.12.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Sie beginnt im Alter von <16 Jahren und ist durch eine ≥6 Wochen andauernde Arthritis in ≥1 Gelenk gekennzeichnet. Wichtigste extraartikuläre Manifestation der JIA ist die Uveitis anterior. Die Diagnose wird klinisch gestellt; zum Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen sind neben einer ausführlichen körperlichen Untersuchung weiterführende Maßnahmen wie Labordiagnostik und Bildgebung erforderlich. Je nach Befallsmuster und Begleitsymptomen können gemäß ILAR-Klassifikation verschiedene JIA-Kategorien unterschieden werden.

Die Therapie verfolgt einen multidisziplinären Ansatz und richtet sich nach dem Treat-to-Target-Prinzip. Neben allgemeinen Basismaßnahmen wie Physiotherapie kommen dabei verschiedene Medikamente wie NSAR, Glucocorticoide, csDMARDs und bDMARDs zum Einsatz. Da die Erkrankung oft bis ins Erwachsenenalter persistiert, ist eine strukturierte Transition in die internistische Rheumatologie essenziell.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Definition: Heterogene Gruppe chronisch-entzündlicher rheumatischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter [1]
  • Diagnosekriterien [1]
  • Einteilung: Siehe Klassifikation der JIA
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Übersichttoggle arrow icon

Übersicht der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) [1][2][3]
Kategorie
(Anteil )
Altersgipfel Befallsmuster Laborbefunde Prognose
Juvenile Oligoarthritis (oJIA)
(ca. 40–50%)
  • 1–3 Jahre
  • Zu Beginn max. 4 Gelenke betroffen
  • Persistierende Oligoarthritis: Nach 6 Monaten weiterhin max. 4 Gelenke betroffen
  • Erweiterte Oligoarthritis: Nach 6 Monaten mind. 5 Gelenke betroffen
  • Häufig chronische Uveitis anterior (v.a. bei ANA-Nachweis)
  • Sehr häufig ANA positiv
  • I.d.R. eher milder Verlauf
  • Ggf. Übergang in schwere Polyarthritis
Seronegative Polyarthritis (pJIA)
(ca. 15–20%)
  • 1–3 Jahre
  • >8 Jahre
  • Variabler Verlauf
  • Hohes Risiko für Folgeschäden

Seropositive Polyarthritis (pJIA)
(ca. 5%)

  • >8 Jahre
  • Zu Beginn mind. 5 Gelenke betroffen
    • Insb. symmetrisch kleine und große Gelenke
  • Häufig extraartikuläre Manifestationen
  • Oft aggressiverer Verlauf mit rascher Gelenkdestruktion
  • Hohes Risiko für Folgeschäden
Juvenile Psoriasis-Arthritis (jPsA)
(ca. 2–5%)
  • 2–4 Jahre
  • >9 Jahre
  • Meist eher milder Verlauf
Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA)
(ca. 10–20%)
  • >9 Jahre
  • Oft hohe Krankheitslast
  • Eher niedrige Remissionsrate
  • Übergang in Morbus Bechterew möglich
Systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA)
(ca. 10–20%)
  • 1–5 Jahre
  • Meist schwerer Verlauf
  • Potenziell lebensbedrohlich
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: Ca. 5–20/100.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr [1]
  • Prävalenz (weltweit): Ca. 20–250/100.000 Kinder und Jugendliche [1]
  • Geschlechterverteilung: I.d.R. > (ca. 3:1) [1][2]
  • Typisches Manifestationsalter: Abhängig von der JIA-Kategorie (siehe: Übersicht der JIA)

Die JIA ist die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter! [1]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikation der juvenilen idiopathischen Arthritis (nach ILAR ) [1]
Kategorie Kriterien
Juvenile Oligoarthritis (oJIA)
Seronegative Polyarthritis (pJIA)
Seropositive Polyarthritis (pJIA)
Juvenile Psoriasis-Arthritis (jPsA)

Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA)

Systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA)

  • EULAR-/PReS-Kriterien (alle müssen erfüllt sein)
    • Fieber (≥39°C) über ≥7 Tage
    • Lachsfarbenes Exanthem am Stamm
    • Muskuloskelettale Beteiligung
Undifferenzierte Arthritis
  • Arthritis mit Kriterien keiner oder mehrerer Kategorien
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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeine Symptome [1]

  • Leitsymptome: Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkung in ≥1 Gelenk
  • Indirekte Hinweise (insb. bei Kleinkindern)
    • Humpeln, Schonhaltung, Laufverweigerung (insb. morgens)
    • Weinerlichkeit und Wunsch, getragen zu werden
  • Zeichen einer chronischen Arthritis
    • Muskelhypotrophie
    • Gelenkkontrakturen
    • Lokale Wachstumsstörungen

Insb. bei Kleinkindern führt der physiologische Bewegungsdrang oft dazu, dass Symptome lange verschleiert bleiben. Zudem besteht in diesem Alter oft eine Diskrepanz zwischen Gelenkbefunden und der subjektiven Schmerzangabe!

Typische Befallsmuster

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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen bei V.a. JIA

Die juvenile idiopathische Arthritis ist eine klinische Diagnose!

Insb. bei Fieber, starken Knochenschmerzen oder unklaren Blutbildveränderungen sollten akut behandlungsbedürftige Differenzialdiagnosen wie eine septische Arthritis, Osteomyelitis oder maligne Erkrankungen (z.B. akute Leukämie, Knochentumoren) ausgeschlossen werden!

Diagnosekriterien

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Übersicht

Differenzialdiagnosen einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) [1][2]
Kategorie Differenzialdiagnosen
Infektiös

Para-/postinfektiös

Maligne
Autoimmun
Autoinflammatorisch
Nicht-entzündlich/orthopädisch

Neurologisch

Metabolisch
  • Stoffwechsel-/Speichererkrankungen [5]

Chronisch nicht-bakterielle Osteomyelitis (CNO) [6]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Grundsätze [3]

  • Prinzip: Treat to Target
  • Ziele
    • Entzündungskontrolle mit Remission oder minimaler Krankheitsaktivität
    • Bestmögliche Lebensqualität und Teilhabe
    • Physiologische somatische und psychosoziale Entwicklung
    • Vermeidung von Folgeschäden
  • Behandlungsteam: Multidisziplinär
    • Kinder- und Jugendrheumatologie
    • Physio- und Ergotherapie
    • Ophthalmologie
    • Kieferorthopädie
    • Psychologie und Sozialpädagogik

Nicht-medikamentöse Maßnahmen [1][3]

  • Patienten- und Familienschulung
  • Sport und Bewegung
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Psychologische und sozialpädagogische Unterstützung

Medikamentöse Maßnahmen [1][3]

NSAR und Glucocorticoide

Systemische Glucocorticoide sollten aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils nur vorübergehend bis zum Wirkeintritt von DMARDs verabreicht werden!

Vor Diagnosesicherung einer JIA sollten keine systemischen Glucocorticoide verabreicht werden, da sie die Symptome maligner Erkrankungen (z.B. einer ALL) verschleiern können!

DMARDs

Medikamentöse Therapie verschiedener JIA-Kategorien [1][3][9][14][15][16][17][18]
Kategorie Therapie der Wahl Bei Therapieresistenz

Juvenile Oligoarthritis (oJIA)

Juvenile Polyarthritis (pJIA)

Erweiterte Oligoarthritis (oJIA)

Juvenile Psoriasis-Arthritis (jPsA)
Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA)
Systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA)
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Komplikationentoggle arrow icon

Uveitis anterior

Akute Uveitis anterior

Chronische Uveitis anterior

Da eine chronische Uveitis anterior initial oft asymptomatisch verläuft, müssen insb. Kinder und Jugendliche mit ANA-positiver JIA regelmäßig augenärztlich untersucht werden!

Steroidhaltige Augentropfen können bei hohen Erhaltungsdosen (>2 Tropfen/d) zu einem Glaukom oder einer Katarakt führen!

Makrophagenaktivierungssyndrom

Interstitielle Lungenerkrankung

Das Makrophagenaktivierungssyndrom und die interstitielle Lungenerkrankung sind lebensbedrohliche Komplikationen einer systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA)!

Weitere

  • Gelenkkontrakturen
  • Wachstumsstörungen (generalisiert und/oder lokalisiert )
  • Kiefergelenkarthritis
  • Psychosoziale Folgen

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Allgemein
    • Sehr variabler Verlauf
    • Nur selten medikamentenfreie Remission
    • Häufig Persistenz bis ins Erwachsenenalter
  • JIA-Kategorien: Siehe Übersicht der JIA
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In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Juvenile idiopathische Arthritis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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